Heinz Rudolf Kunze - Das Dasein und ich

Ich kann viele Dinge gar nicht mehr erkennen
und das ist dann doch viel besser als man glaubt
ein verschwommenes gedämpftes Durcheinander
ohne Sinn und ohne Zweck und überhaupt
Mancher Handgriff will mir einfach nicht gelingen
ich bin ungeschickt verkrampft und ungelenk
und dann stehe ich wie eingekreist von Scherben
und es war doch Mutters wertvollstes Geschenk

Das Dasein und ich
das Dasein und ich
das geht nicht zusammen
an und für sich

Ich beschließe ständig immer mehr zu lassen
es ist Weniges so wichtig wie man meint
ich ergebe mich der ruhigen Betrachtung
denn der Unernst läßt die Sache wie sie scheint

Es ist durchaus nicht unmöglich zu genießen
auch in Zeiten wo die Welt zugrundegeht
und es würde mich nicht im geringsten wundem
wenn das als Befehl schon in der Bibel steht

Das Dasein und ich
das Dasein und ich
das geht nicht zusammen
nur uneigentlich

Ich erblicke in der U-Bahn meinen Vater
bei den Schaffnern ist er ungemein beliebt
er hat immer und für alles einen Fahrschein
selbst für Fahrten die es überhaupt nicht gibt

Meine Mutter ist deswegen ziemlich zänkisch
holt nach Vater aus mit ihrem Blindenstab
"Machst dich lächerlich schwing keine großen Reden
bist ein Wichtigtuer komm zurück ins Grab"

Das Dasein und ich
das Dasein und ich
das geht nicht zusammen
Erinnerung sprich